April Vokey – Skeena Dry Fly (Teil 1)

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Es war im September in Terrace (British Columbia) und der Skeena war sehr gut zu befischen. Ich rief Nick Pujic von Fly Max Film an, er solle sich gleich auf den Weg ins westliche Kanada machen, um eine wilde Steelhead-Fischerei in einer wilden Umgebung mit einem wilden Mädchen zu erleben.

Nachdem ich ihn noch darüber informiert hatte, dass sich meine Freundin Andrea Charlton uns anschließen würde, und ich Andrea beim Landen ihres ersten Steelhead unterstützen wollte, hat Nick sofort seinen Flug nach Terrace gebucht.

In Terrace, das 2 ½ Stunden Fahrtzeit westlich von Smithers in der Skeena-Region liegt, ist immer sehr viel los. Die meisten Angler, die dort fischen wissen, dass in den Gebieten rund um Terrace zahlreiche Schutzgebiete zur Erhaltung der Steelhead-Wildfischbestände ausgewiesen sind. Neben dem Skeena, der hier der Hauptfluss ist, gibt es zahlreiche längere und kürzere Zuflüsse, in die Steelheads im Herbst zum Laichen aufsteigen.

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Im Herbst und Frühling ist der nördliche Teil des Skeena-Einzugsgebiets voll von Steelheads. Deshalb kann man um diese Zeit überaus viele gleichgesinnte abenteuerlustige Fischer an den dortigen Flüssen antreffen. Alle träumen sie davon, in dieser bezaubernden Landschaft einen großen Steelhead zu landen, denn die „Herbstfische“, die den ganzen Sommer über schon flussaufwärts gezogen sind, sind äußerst kräftig und zudem wunderschön.

Der Skeena River entspringt in dem weit abgelegenen Spatsizi Plateau und fliest erst nach 500 Kilometern in den Chatham Sound südlich von Prince Rupert. Die Herbstfischerei fängt Ende August an und hat ihren Höhepunkt im September und Oktober.
Die kleinen Städte Smithers oder Terrace sind für viele Fischer der Ausgangspunkt für ihre Reise, die sie dann an den Skeena oder einen seiner berühmten Nebenflüssen entlang führt.

Das entsprach auch unserem Plan. Bei diesem schönen Wetter konnten Andrea und ich unsere Freude kaum noch unterdrücken, als uns das Jet-Boot den Skeena flussaufwärts brachte. Das klare Wasser war fast perfekt. So dauerte es nicht lange, bis wir eine geeignete Stelle gefunden hatten, an der die Strömung langsam und gleichmäßig floss.

April Vokey

Ich präsentierte meine große orange Fliege mit einem flussabwärts und zum anderen Ufer gerichteten Wurf. Meine Rutenspitze berührte fast das Wasser, während sie den Weg des Swings meiner Fliege nachzeichnete. Ich betete, dass mir die Schlaufe der Runningline, die von meinem Zeigefinger gehalten wurde, bald von einer wild zupackenden Steelhead entrissen würde.

Die Abendsonne verfärbte den Fluss in ein leichtes Orange. Kurze Zeit später zogen einige Wolken auf und ließen die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen.

Meine Fliege driftete durch unzählige Strömungen und Strömungstaschen, ehe sie plötzlich parallel zum Ufer „stehen blieb“. Die Schnur streckte sich, und ich ließ die Runningline-Schlaufe durch meine Finger gleiten, so dass sie gespannt war. Ich blickte flussabwärts und beobachtete, wie das Wasser dort aufpeitschte, als eine große Steelhead durchs Wasser sauste.

Nach längerem Kampf gelang es mir schließlich, den Steelhead in dem Moment zu landen, als die dunklen Wolken ein paar Sonnenstrahlen hindurchließen, die mein Gesicht und somit das Wasser erhellten, in dem ich kniete. Die Schuppen dieses Steelhead-Männchens glänzten im Licht, als ich ihn für ein Foto hochhielt. Und die kleinen Wassertropfen, die von seinem dicken Bauch heruntertropften, wirkten auf mich wie flüssige Diamanten, die zurück ins Wasser fielen. Jeder, der so etwas erlebt hat, wird verstehen: Die Jagd auf Steelheads in BC geht direkt ins Blut.

April Vokey

Ich selbst habe niemals mit Nymphen auf Steelheads gefischt, sondern mich auf die Wet Fly Swing Technik konzentriert. Große und kleine Streamer, sie alle machten mir viel Spaß. Es faszinierte mich zuzusehen, wie die unterschiedlichen Strömungen meine Fliege tanzen ließen. Wie ein lebendiges Puzzle analysierte ich Wasserströmungen und versuchte, ihnen jeden meiner Würfe genau anzupassen.

Egal ob es tiefe Züge, Strömungstaschen, langsam fließende Stellen oder schnelle Tailouts waren, ich war fasziniert, wie unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten meine Fliege und deren Präsentation beeinflussten. Gespannt beobachtete ich, wie die verschiedenen Präsentations-Varianten meine Fliege mal besser und mal schlechter fischen ließen. Ich stellte mich auf Felsen, um zu werfen und damit ich beobachten konnte, wie meine Fliege über die Köpfe von selbstvergessenen Steelheads hinweg driftete.

Um erfolgreich auf Steelheads zu fischen, ist der Einsatz von Sink-Tip-Schnüren und schweren Fliegen oftmals unabdingbar. Und auch ich greife öfters auf sie zurück. Doch egal, wie sehr ich meine Augen auch anstrengte, es gelang mir nur selten, das Geschehen in den mysteriösen Tiefen zu beobachten, in die ich mit meinen schweren Schnüren vordrang. Ich versuchte, mit Unterwasserkameras Aufnahmen in klaren Zügen zu machen um Fische für meine Freunde zu beobachten. Ich bestieg zahlreiche überhängende Felsen, um ins Wasser starren zu können und die grauen Schatten der sich grazil im Wasser wiegenden Steelheads zu sehen. Ich liebte es, sie in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Dabei war es mir nicht immer wichtig, sie zu fangen. Ich wollte nur einfach wissen, dass sie da sind. Erst als ich begann, mit Trockenfliegen auf Steelheads zu fischen, lernte ich auch, den Anbiss in vollen Zügen zu beobachten. ….

 

 

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