Äschen im Herbst – Feines Fliegenfischen mit der Nymphe

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Die Tage werden deutlich kürzer, die Wälder zeigen sich in prächtigen Herbstfarben und die Temperaturen sinken – morgens steht dicker Nebel über dem Fluss. Es ist Herbst!

Das bedeutet für uns Fliegenfischer die eine oder andere während der Saison eingesetzte Rute zu putzen, Schnüre zu reinigen und für den Winter sicher aufzubewahren, da sich die Bachforellen nun auf Ihre Laichzeit vorbereiten und geschont sind. Für die kalte Jahreszeit werden sicher viele ihre Bindematerialien wieder hervorholen.

Aber verstauen Sie auf keinen Fall Ihre komplette Fliegenfischerausrüstung, denn Herbstzeit bedeutet Äschenzeit und hier können Sie in farbenprächtiger Umgebung tolle Stunden am Wasser erleben! Trotz der massiven Einwirkungen des Kormorans ist es in Bayern noch möglich, an dem einen oder anderen Juwel von Gewässern eine gute Äschenfischerei im Herbst und teilweise sogar im Winter zu erleben.
Diese Fischerei ist vollkommen anders als die Fischerei im Frühjahr und Sommer: Meist sind Sie ganz alleine am Wasser, die Farbenpracht ist oft beeindruckend und der Befischungsdruck ist deutlich geringer. Die Temperaturen sind morgens und abends recht frisch, wobei es in der Mittagssonne angenehm warm werden kann. Faszinierend: Es herrscht absolute Ruhe am Wasser und die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Auch als Fliegenfischer bietet sich die Chance ,zur Ruhe zu kommen und Abstand vom hektischen Alltag zu nehmen! Nutzen Sie die Chance!
Das schöne am Herbst ist, dass die Fischerei über den ganzen Tag sehr spannend und abwechslungsreich sein kann. Morgens und abends ist meist die Fischerei mit der feinen Nymphe der beste Weg zum Erfolg. Mittags kann darauf gehofft werden, die eine oder andere steigende Äsche zu finden und diese mit kleinsten Trockenfliegen zu überlisten; doch das soll heute nicht Thema dieses Berichtes sein.

Gerade die feine Nymphfischerei wird von vielen Fliegenfischern wenig beachtet, da die Meinung herrscht, dass kleine Nymphen nicht tief genug zu fischen sind. Doch weit gefehlt! Hier sind die Ausrüstung, die Technik und der eine oder andere Trick entscheidend, um auf Tiefe zu kommen.
Kleine Nymphen haben den Vorteil, dass die Scheuchwirkung der Fliegen nach einer langen Saison minimiert wird und die Fliegengrößen wirklich den Größen der momentanen Nahrung der Fische entsprechen. Des weiteren bewegen sich kleine Nymphen viel verführerischer im Wasser wie dicke, große „Bleibomber“, die über den Grund kratzen.

Tiroler Achen
Herbststimmung in Bayern

Ausrüstung
Es ist eine Rute mit ca. 290cm/ 9‘6‘‘ ft. Länge in den Schnurklassen #4-5 zu empfehlen. Die etwas längeren Ruten bietet Vorteile bei der Führung der Nymphe und bei den sehr wichtigen Mendings (mending = Umlegen der Schnur nach Schnurablage auf dem Wasser).
Als Rolle können Sie jede Standard-Forellen/Äschenrolle verwenden. Unsere Empfehlung ist eine Großkernrolle, da das Vorfach und die Schnur durch den großen Spulenachskern besser abrollt und Sie im Drill schneller Schnur aufnehmen können. Eine Bremse ist bei der Äschenfischerei nicht zwingend erforderlich, da der Druck mit dem Daumen auf den Spulenrand oft ausreichend ist. Mit einer passenden WF-Keulenschnur (WF=Weight Forward) wie die RIO Gold und etwas Backing sind Sie bestens ausgerüstet.
Dem Vorfach kommt bei der Fischerei mit feinen Nymphen eine besondere Wichtigkeit zu. Einerseits sollte es deutlich länger als Standardvorfächer sein und andererseits sollte es auch möglichst dünn (z.B. 0,14mm) sein, um bei niedrigem und extrem klarem Wasser die Fische nicht zu verscheuchen. Die zusätzliche Länge des Vorfaches ist wichtig, um mit einer kleinen Nymphe auf Tiefe zu kommen. Unsere Empfehlung ist ein Vorfach mit mindestens 12 ft. (360cm). Je nach Bedingungen und Gewässertiefen sollte das Vorfach nach Bedarf mit entsprechendem Vorfachmaterial verlängert werden. Hier wird gerne Fluorocarbon-Vorfachmaterial verwendet, da es sinkt und nahezu unsichtbar für die Fische ist. Hierbei ist zu beachten: Bitte verwenden Sie unbedingt „Pitzenbauer-Ringerl“ (Vorfachringe), um das Fluorocarbon mit dem Nylon-Vorfach zu verbinden. Andernfalls kommt es schnell zum Knotenbruch, da sich diese beiden Materialien sehr schlecht über Knoten verbinden lassen. Viele Fliegenfischer wundern sich dann über unerwartete Vorfachbrüche.

Technik
Entweder präsentieren Sie die kleine Nymphe stromauf zu einem vermuteten Fischstandort oder Sie fischen stromab auf Sicht. Bei der Fischerei stromauf ist meist ein kleiner Bissanzeiger zu empfehlen, um auch feinste Bisse zu erkennen. Hierbei sollten Sie versuchen, immer im direkten Kontakt mit der Nymphe zu sein. Das heißt, dass das Vorfach möglichst gestreckt sein sollte. Andersfalls nimmt der Fisch die Nymphe auf und der Biss wird nicht erkannt. Bei beiden erwähnten Methoden ist es empfehlenswert, genug „Vorlauf“ für das Absinken der Nymphe mit einzuplanen, um in die richtige Tiefe zu kommen.
Als Faustregel gilt: Ein Fisch steht in 1 Meter Tiefe – präsentieren Sie die Nymphe 2 Meter vor dem Fisch. Je nach Strömung und Gewicht der Nymphe kann diese Distanz ruhig größer sein. Probieren Sie es aus!

Hierbei kommt man schnell zu den so wichtigen „Mendings“. Nur mit dieser Technik ist es möglich, mit einer kleinen Nymphe zum Fisch auf eine gewisse Tiefe zu kommen. Durch das Umlegen der Schnur auf der Wasseroberfläche wird der Strömungsdruck aus der Schnur genommen und die Nymphe sinkt deutlich schneller zum Grund. Des weiteren wird mit einem Mending erreicht, dass die Nymphe in der richtigen „Bahn“ läuft und sauber auf den Fisch zuschwimmt und nicht durch die Strömung seitlich weggezogen wird. An stark befischten Gewässern wird der Fisch die Nymphe sonst einfach verweigern!
Insgesamt bedarf die Fischerei mit der feinen Nymphe ein wenig Übung. Allerdings werden Sie überrascht sein, wie effektiv die Methode ist. Es kann durchaus passieren, dass Sie Ihre persönliche „Traumäsche“ mit dieser Technik überlisten! Senden Sie uns doch ein Foto, wenn Sie erfolgreich waren!

Aesche
Die feine Nymphe hat zum Erfolg geführt

Kleiner Tipp: Wenn Sie wirklich nicht auf Tiefe kommen, dann können Sie auch ein kleines Bleischrot 30-40cm vor Ihre Nymphe klemmen. Spätestens jetzt werden Sie Erfolg haben! (Bitte beachten Sie, ob das Anbringen von Bleischroten an dem jeweiligen Gewässer erlaubt ist!)

Hier noch ein paar Empfehlungen für passende Nymphen:
– Ritz D # 16
– Spectra Nymphe, grau # 16
– Tungsten Poxy Pheasant Tail # 16
– Tungsten Nymphe, grau # 16
– Goldkopf Squirrel Nymphe # 16

Empfohlenes Gerät:
– SAGE Z-Axis Fliegenrute 496-4 oder 596-4
– SAGE Fliegenrolle 4540 oder 2030
– RIO Gold Fliegenschnur 4er oder 5er
– Traun River Spezialvorfach „Äsche“ oder konisches Fluorocarbon Vorfach 12ft.
– Pitzenbauer Ringerl (Vorfachringe)

Viel Petri Heil im Herbst!
R.R.

Aesche
Toller Anblick!

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