Bachforellen statt Apres Ski

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Es ist fast Mitte März und draußen schneit es mal wieder… Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist man in Bayern bezüglich Fliegenfischen und die Schonzeiten echt gesegnet. Üblicherweise gibt es eine 2-wöchige Ruhepause zwischen dem 15. Februar und dem 1. März. Am 15. Februar ist die harte und kalte Jagd nach dem König Huchen für diese Saison vorbei und die Bachforelle hat noch bis zum 1. März Schonzeit. Als „Zugereister“ nach Bayern weiß ich es sehr zu schätzen, dass die Fischerei auf Bachforellen in unseren Vereinsgewässern ab dem 1. März wieder möglich ist. In meiner alten Heimat ging die Fischerei meist erst am 1. Mai los. Das war dann schon eine recht lange Durststrecke. Im Dezember, Januar und Februar bin ich davon ausgegangen, dass die Fischerei auch ab dem 1. März problemlos möglich sei. Weit gefehlt….

Voller Vorfreude habe ich die zweiwöchige Zwangsschonzeit für den Fischer genutzt , um mein Gerät herzurichten, zu putzen und zu sortieren. Seit einigen Jahren ist es eine Angewohnheit, vor dem Saisonstart meine Ruten, Rollen und Schnüre ordentlich zu putzen und zu pflegen. Meist sieht es dann in der Küche recht chaotisch aus, da dort dann Rollen, Schnüre, Ruten, Vorfächer, Fliegenboxen, Wathosen und noch viele weitere Ausrüstungsgegenstände ausgebreitet und auf Herz und Nieren getestet werden. Oft fällt diese Zeit immer genau mit dem Eintrudeln der großen Fliegenfischerkataloge zusammen und schnell habe ich einen guten Grund gefunden, mein gut gebrauchtes und viel eingesetztes Gerät durch ein neues zu ersetzen. Eine neue, bessere Schnur gehört fast immer dazu. Die ausgemusterten Schnüre werden von der Rolle gezogen und weggeworfen. Die noch intakten Schnüre werden ordentlich mit Schnurpflegemittel „getränkt“, damit dem möglichen Saisonstart auch nichts mehr im Wege steht.

Auch bei den Wathosen habe ich gelernt, genauer hinzusehen. War am Ende der letzten Saison nicht ein Loch in meiner atmungsaktiven Wathose? War da nicht das Erlebnis mit dem Stacheldraht genau an der Gewässerböschung? Das schlechte Gewissen plagt mich und siehe da, schnell ist tatsächlich ein Loch im rechten Hosenbein gefunden. Kaum vorstellbar, wie unangenehm ein Wassereinbruch im kalten Frühjahrswasser wäre. Dem wird mit den heutigen Reparaturmöglichkeiten im Handumdrehen Abhilfe geschaffen.

Ski
Frischer Pulverschnee

Schnell ist ein ganzer Samstag damit verbracht, die Ausrüstung zu sortieren, zu reparieren und auf die neue Saison vorzubereiten. Den Sonntag verbringe ich guten Gewissens auf der Skipiste!

Der Skisport ist ein perfekter Ausgleich für eine anstrengende Arbeitswoche und er ist ebenfalls eine sehr gute Alternativbeschäftigung zur Fischerei in den kalten Wintermonaten. Mittlerweile habe ich auch gelernt, dass es wenig Sinn macht, bei dem schönsten Kaiserwetter dem Huchen nachzustellen. Da ist es weitaus sinnvoller , das tolle Wetter zu nutzen, um die traumhaften Bedingungen auf der Skipiste zu geniessen. So lernt man als „Zugereister“ schnell die Vorzüge und die unglaublich hohe Lebensqualität Südbayerns kennen. Innerhalb von 30-45 Minuten sind tollste Skigebiete erreicht. Als gebürtiger Hesse gibt es nach wie vor Momente, in denen es mir schwer fällt zu glauben, in welch toller Gegend ich wohne. Es ist einfach traumhaft!

Umso näher der 1. März rückte, desto unruhiger wurde ich. Die Vorfreude auf den nahenden Start einer neuen Fischsaison wurde immer größer. Eines hatte ich jedoch bei meiner Euphorie überhaupt nicht bedacht: Das Wetter! Nicht im Geringsten hätte ich damit gerechnet, dass Anfang März noch eine geschlossene Schneedecke liegt und eine Fischerei nur schwer möglich ist. Ausgerechnet für den ersten Samstag im März wurden weitere heftige Schneefälle angekündigt. Ich wollte und konnte es nicht glauben. Das Gerät war längst perfekt hergerichtet, aber an diesem Samstag ging aufgrund des Wetters garnichts! Nicht mal an Skivernügen war bei dem Schneetreiben zu denken. Also zog ich mich an den Bindetisch zurück, um meine Fliegenboxen mit typischen Frühjahrsfliegen aufzufüllen. Der Wetterbericht kündigte an, dass das Wetter am Sonntag deutlich besser sein sollte und sogar sonnige Abschnitte im Laufe des Tages möglich seien.

Mein Beschluss war schnell gefasst: Erst vormittags die perfekten Schneeverhältnisse in einem der Skigebiete in der Umgebung ausnutzen und anschließend gleich die Skihose gegen die Wathose eintauschen und mein Glück auf die erste Bachforelle des Jahres probieren. Innerlich war es für mich ein ungewöhnlicher Plan, da ich bisher in meinem Leben solche Möglichkeiten einfach nicht hatte. Meist waren Skigebiete mindestens 5 Stunden Autofahrt entfernt und zudem die Fischsaison noch nicht eröffnet!

Der Vormittag auf der Piste war absolut traumhaft! Frischer Pulverschnee und ab und an sonnige Abschnitte. Meist ist im März nicht mehr so viel auf den Pisten los und die Wartezeiten an den Liften sind absolut gering. Nach einigen Abfahrten und einer kurzen Rast auf der Alm mit „Leberkas und Spiegelei“ ging es dann Richtung Tal. Dort stand das Auto mit der Ausrüstung zum Fischen und innerhalb von 30 Minuten war ich am Vereinsbach angekommen. Innerlich konnte ich es nicht begreifen, dass ich eben noch auf der Pulverschneepiste stand und nun gleich auf Forellen fische. Für mich hatte das schon etwas Unglaubliches: Ich konnte meine zwei größten Leidenschaften an einem Tag ausüben! Wann und wo gibt es solche Möglichkeiten?

Leberkäse mit Spiegelei
Leberkäse mit Spiegelei

Schnell war die Rute zusammengesteckt, die Schnur durchgezogen und das Tragen der Wathose und Watschuhe war ein wahre Wohltat im Vergleich zu den Skischuhen. Der erhebliche Schneefall am Vortag sorgte dafür, dass der Bach erst nach einem kleinen Fußmarsch durch recht tiefen Schnee erreicht werden konnte. Glasklar und mit niedrigem Wasser floss der Forellenbach dahin und meine Vorfreude war unglaublich groß. Das Wetter hatte sich weiter stabilisiert, und ich begann mit der Nymphe den Bach abzufischen. Bereits jetzt war es völlig egal, ob ein Fisch beißen würde oder nicht. Der Tag war jetzt schon ein absolutes Highlight.

Bachforelle
Tolle Bachforelle zum Saisonstart

Dennoch fischte ich Gumpen für Gumpen mit einem 12er Bachflohkrebs ab. Lange tat sich nichts und der Bach schien sich noch im Winterschlaf zu befinden. Plötzlich blieb meine Fliegenschnur stromauf stehen und ich übersah fast, den Anhieb zu setzen. Das musste wohl die fehlende Übung des Winters sein. In letzter Sekunde hob ich zügig die Rute und schnell spürte ich das ersehnte Zappeln am anderen Ende der Leine. Es war eine prachtvolle Bachforelle, die den Bachflohkrebs genommen hatte. Sanft setzte ich den Fisch zurück und bedankte mich für einen solch genialen Tag! Höchst glücklich packte ich meine Sachen zusammen und fuhr mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause. Ich bin gespannt, wie die Saison weitergeht…

Willkommen in Bayern!

R.R.

Bachforelle
Mit dem Bachflohkrebs überlistet

 

 

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