Fliegenfischen auf Huchen – Ein traumhafter Wintertag im Dezember

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Es ist Mitte Dezember und an diesem Tag wollte ich gemeinsam mit einem Freund auf Huchenpirsch gehen. Die vergangenen Wochen fischte ich schon öfter mal auf Huchen – Der Fang einer dieser einzigartigen Fische ließ in dieser Saison jedoch noch auf sich warten. Dank langer und anstrengender Streifzüge konnte ich aber bereits ein paar versteckte Standplätze entdecken.  Am Vorabend trafen wir uns, um noch Vorbereitungen für diesen Fischtag zu treffen. Hierzu zählte unter anderem die Auswahl der Streamer und Vorfächer, sowie das Überprüfen der gesamten Ausrüstung auf deren Funktionstüchtigkeit. Auch Wasserstände und Wettervorhersagen im Internet sind in unserer heutigen Zeit sehr nützliche und mittlerweile nicht mehr wegzudenkende  Ratgeber.

Am nächsten Morgen war es also soweit. Kurz nach Sonnenaufgang saßen wir bereits im warmen und gemütlichen Auto.  Der Himmel war nach einer längeren Schneefallphase erstmals wolkenlos und das Autothermometer zeigte eine „knackige“ Außentemperatur von -14°C an. Zum Glück dauerte das Herrichten der Ausrüstung am Zielort nur noch wenige Minuten. Gute Vorbereitung ist eben sehr hilfreich. Watbekleidung hatten wir bereits zu Hause angelegt. Ein beschwerlicher Anmarsch durch rund 50 cm tiefen Schnee ließ uns das Kältegefühl recht schnell verlieren. Unterhalb des ersten großen Gumpen bewegten wir uns nun vorsichtig und in geduckter Haltung die verschneiten Steinbauten entlang. Solche Steinbauten sind im Winter noch gefährlicher als im Sommer. Um Fehltritte zu vermeiden ließen wir uns alle Zeit der Welt. Leise flüsterte ich meinem Kollegen zu, dass an dieser Stelle ein Huchen sein müßte. Mit so wenig Leerwürfen wie möglich platzierte er den beschwerten Streamer flussaufwärts. Absinken lassen und langsames heranzupfen. Gleich beim zweiten Wurf konnten wir zwei Huchen ausmachen. Mein Kollege erfuhr einen gewaltigen „Adrenalinschock“ und war völlig außer sich. Er konnte beobachten wie ein kleinerer Huchen den Streamer verfolgte. Der andere etwas größere Huchen folgte seitlich etwas versetzt dem kleineren.  Leider war der Köder bereits auf unserer Höhe angekommen und trieb nun ab. Die folgenden Würfe waren vergebens. Kein Fisch war mehr zu sehen. Stark motiviert und in guter Stimmung setzten wir nun den Marsch flussaufwärts fort.  Am meisten Freude bereitete mir dass mein Plan aufzugehen schien. Schließlich konnten wir schon an der ersten Stelle gleich zwei Huchen sehen, und diese zeigten sogar Aktivität! Ein gutes Zeichen.

Das Tal wird im weiteren Verlauf aufwärts immer enger und formt sich zur steilen Klamm mit rauschenden Wassern und gefährlichen Strudeln. Jeder einzelne Standplatz möchte hier hart erarbeitet sein. Teilweise ist auch leichte Kletterei notwendig. Der Schnee machte die Sache zu einem schwierigen und teilweise riskanten Unterfangen. Zum Glück wusste ich meist den besten und sichersten Weg zur nächsten Stelle. Watschuhe mit Gummisohlen und Spikes sind hier unerlässlich. An Filzsohlen bilden sich im Schnee zentimeterhohe und sehr rutschige Plateaus die ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen.  Nach einem anstrengenden Anmarsch erreichten wir nun den zweiten Gumpen. Bereits weit vor dem Standplatz weichten wir in das Waldstück am Flussufer aus und bewegten uns flussaufwärts. Wir befanden uns nun etwa 4 Meter oberhalb der Wasseroberfläche und konnten von dort aus gut ins Wasser blicken. Sofort konnte ich auch schon den Huchen erspähen. Der Fisch stand wie so oft regungslos im seichten Auslauf des Gumpens.  Die helle Farbe des Fisches tarnte ihn auch im seichten Wasser noch problemlos. Es gehört einige Übung dazu die Fische zu sichten. Ich führte meinen Kollegen zur einzig geeigneten Stelle, um den Fisch anzuwerfen. In liegender Haltung schleuderte er den Streamer vom Felsvorsprung ein paar Meter hinaus. Der Streamer sank ab und glitt langsam, unter gelegentlichen Zug an der Leine, flussabwärts in Richtung des Huchens. Leider zeigte dieser keinerlei Reaktion. Meine bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass eine weitere Befischung des Fisches aussichtslos sein wird. Vermutlich hatte er uns sogar bereits bemerkt als wir an ihm vorbeischlichen.  Mein Kollege und ich rätselten über die Größe des Huchens. Wir konnten uns darüber nicht einig werden, ob er 80cm oder doch deutlich  länger war. Nun wurde es langsam Mittag und höchste Zeit weiterzumarschieren, um noch weiter flussaufwärts zu gelangen. Nach einer längeren Passage im flachen Gelände stand uns ein „kerniger“ Anstieg bevor. Eine senkrechte Felswand bis an den Flussgrund zwang uns nochmals etwa 100 Höhenmeter zu überwinden um sie  gleich darauf wieder abzusteigen. Wieder unten angekommen beschlossen wir an einem sonnigen Platz unsere Brotzeit einzunehmen. Nur an sehr wenigen Stellen schafft die Sonne eine Lücke in der Klamm zu finden. Trotz der eisigen Temperaturen empfanden wir dank Neoprenwathose und warmer Unterwäsche keinerlei Kälte.

Huchen

 

Nach einer kräftigen Stärkung kämpften wir uns abermals weiter aufwärts zur letzten befischbaren Stelle des Tages.  Ein großes, ruhiges und zugleich tiefes Kehrwasser hinter einem Gumpen. Links und rechts begrenzen 50 Meter hohe und teils überhängende Felswände den Fluss. Als ich im vergangenen September dort von der anderen Seite auf Forellen fischte konnte ich einen riesigen Schatten beobachten. Es handelte sich wohl um einen für dieses Gewässer kapitalen Huchen. Leider fehlte mir damals die passende Ausrüstung um einen Versuch zu starten… Hochkonzentriert und unter vollster Anspannung wagte mein Kollege den ersten Wurf flussaufwärts. Mit lockerer Leine erreicht man den kiesigen Gewässergrund. Unten angekommen begann er den Köder wiederum langsam und ruckartig heranzuzupfen. Im Kehrwasser herrscht fast keinerlei Strömung. Die Zeit sollte also für eine effektive Präsentation ausreichen. Unser Puls kam förmlich ins Rasen, als wir beide einen mächtigen Fisch sahen, der den Streamer verfolgte. Leider reichte die Strecke des Streamers doch nicht aus um den Fisch zu einem Biss zu verleiten. Der  Fisch verschwand wieder in der Tiefe und ließ sich beim zweiten und dritten Wurf nicht mehr blicken. Die magische „1-Meter-Marke“ hatte dieser Fisch überschritten. Darüber waren wir uns beide absolut einig. Etwa 10 Meter unterhalb von uns erahnte ich einen zweiten, weitaus kleineren Huchen. Gleich der erste Wurf in Richtung des Fisches zeigte Wirkung. Dieser Fisch startete einen schnellen Angriff und der Streamer verschwand mit einem Zug komplett im Maul des Huchens. Es folgten zwei kräftige Anhiebe über die Schnurhand und ein kurzer Drill. Zwar versuchte der Huchen den Haken mit Drehungen um die eigene Achse auszuhebeln, jedoch saß der Haken bombenfest. Nach kurzer Zeit konnten wir den Fisch mit der Hand problemlos anlanden. Die Entscheidung, den Fisch zu entnehmen war noch während des Drills gefallen. Der Bestand in diesem Revier ist durch regelmäßigen Besatz sichergestellt. Geplant war der Huchen für ein anständiges Silvesteressen. So töteten wir den Fisch rasch und schossen anschließend ein paar Bilder.

Huchen

Der weite und schwierige Rückweg, samt Fisch war für meinen Kollegen kein „Zuckerschlecken“.  Dies kann sich wohl ein jeder vorstellen. Selbstverständlich amüsierte ich mich über die zunehmende „Ermüdung“ meines Freundes. „Das ist eben Huchenfischen“ meinte ich zu ihm. Als wir das Auto erreichten war die Abenddämmerung bereits weit fortgeschritten. Zu Hause angekommen verständigten wir Vereinskollegen und Freunde über den Fang. Kurz darauf kamen alle zusammen, um auf den Huchen anzustoßen. Bei guter Laune erzählten wir von unseren Erlebnissen an diesem ereignisreichen Tag.

FK

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