Herbstliche Erfahrungen mit dem „Czech Nymphing“

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Wie so oft in diesem Jahr führte mein Heimatfluss erhöhtes Wasser mit einer Farbe, die mich etwas an den Morgenkaffee meiner Freundin erinnerte…

Abends zuvor spielte ich mit dem Gedanken, an einen nahegelegenen Weiher auszuweichen, um zumindest an meiner Wurftechnik feilen zu können. Im Hinterstübchen jedoch erinnerte ich mich an ein Buch, das ich kürzlich durchgeblättert hatte. „Czech Nymphing“. Es versprach eine erfolgreiche Nymphenfischerei auch bei nicht optimalen Wasserständen. Ich beschloss, diese Methode einmal ausgiebig zu testen.

An einem großen Gumpen wollte ich mein Glück versuchen. Langsam wurde auch das Wasser wieder etwas klarer, wobei von „Sichtigkeit“ noch keine Rede sein konnte. Seitlich vom Ufer aus platzierte ich die sinkende Nymphe vor das Strömungskissen am Anfang des Gumpen. Mit der langen Rute habe ich kaum im herkömmlichen Sinne geworfen, sondern die Nymphe zumeist am langen Vorfach geführt. Mit gehobener Rutenspitze verfolgte ich die abtreibende Nymphe. Nur die Schlaufenverbindung zwischen meiner Schwimmschnur und dem Vorfach lag auf der Wasseroberfläche. Die Nymphe sank ab und trieb in der Strömung an den großen Steinen vorbei direkt in den Stillwasserbereich. Außer einem Hänger an einem Ast darunter passierte leider nichts.

Czech Nymph
Nymphendrift mit gehobener Rutenspitze

Nach fünf bis sechs erfolglosen Versuchen knotete ich mir anstatt der farbigen Nymphe eine schwarze Tungsten-Nymphe ans Vorfach. Bei der ersten Drift blieb die Nymphe an einem am Boden liegenden Hindernis hängen. Ich befreite die Nymphe mit einem Ruck. Ich erinnerte mich an den Hinweis im Buch! „Hänger sind ein Zeichen in der richtigen Tiefe zu fischen…“. Nach einer kurzen Reparatur am Vorfach startete ich den nächsten Versuch. Die Nymphe trieb direkt an der Strömungskante entlang. Dabei fiel mir ein: „…entscheidend beim Nymphenfischen ist der stete Kontakt zwischen Rute, Vorfach und Nymphe. Nur so ist ein Biss sofort zu bemerken. Es gilt, nach und nach und möglichst systematisch vermutete Fisch-Standplätze abzufischen…“

Plötzlich fühlte ich Widerstand. Ein sanfter Anhieb – und ich spürte den Kontakt zum Fisch. Es funktionierte! Nach einem kurzen Drill befreite ich eine wunderschöne Bachforelle mit ca. 40 cm von der widerhakenlosen Nymphe. Kurze Zeit später gelang mir noch der Fang einer kleineren Äsche. Der Erfolg schien sich durch den Nymphenwechsel eingestellt zu haben. In den nächsten Stunden konnte ich noch etliche Regenbogen- und Bachforellen stattlicher Größe überlisten. 
bachforelle_czechnymph_thumb
Eine schöne Bachforelle konnte der tief geführten Nymphe nicht widerstehen…

An diesen wertvollen Angeltag werde ich mich wohl noch oft erinnern. Czech Nymphing erschließt uns Fliegenfischern selbst bei angetrübtem Wasser vollkommen neue Möglichkeiten! Versuchen Sie es einfach mal an Ihrem Gewässer. Der Erfolg wird sich garantiert nach etwas Übung einstellen.

Tipps und Anmerkungen: Czech Nymphing ist eine sehr fängige und auch relativ einfach erlernbare Art des Fliegenfischens. Das Grundprinzip des Czech Nymphing ist eine Fischerei am gestreckten Vorfach. Das Vorfach sollte annähernd senkrecht zur Nymphe sein. Deshalb bezeichne ich diese Fischerei auch verwandt zur  „vertikalen“ Fischerei. Eine eigenschwere Nymphe (z.B. Tungstenmaterial) ist dabei unbedingt zu empfehlen. Wenn es an Ihrem Gewässer erlaubt ist, können Sie an Ihr Vorfach zusätzlich zwei Seitenarme anbringen und mit Nymphen versehen. Dies wird die Erfolgsquote nochmals erheblich steigern.
Czech Nymphing fischt man mit vergleichsweise sehr kurzer Distanz zwischen Rutenspitze und Nymphe. Die hoch erhobene Rutenspitze wird der Nymphe nachgeführt. Oft ist nur ein kleines Teilstück der Flugschnur im Einsatz. Das Ende der Flugschnur kann dabei als eine Art Bissanzeiger fungieren. Besser bringen Sie aber dort einen gut sichtbaren Bissanzeiger an. Benutzen Sie eine längere Rute, um einen hohen Aktionsradius bei der natürlichen Drift der Nymphe zu erreichen.
Suchen Sie Strukturen im Fluss. Jeder Stein verursacht Strömungskanten und Kehrwasser. Dies sind „verdächtige“ Stellen, die Sie auf jeden Fall befischen sollten.
Das Buch „Tschechische Nymphe“ oder den gleichnamigen Film kann ich Ihnen nur empfehlen.

Viel Spaß und Petri Heil wünscht

F.K.

Empfohlenes Gerät:

Rute

Eine etwas längere Rute ist aufgrund des höheren Aktionsradius klar zu empfehlen. Die Schnurklasse richtet sich nach der Größe der verwendeten Nymphen und der zu erwartenden Fische. Sie liegt in der Regel zwischen # 3 und # 6.

Empfehlung: „Czech Nymph Rod“ 696“ (AFTMA 6 / 9,6 Fuß Länge)
„SAGE SLT 490-4“

Rolle

Achten Sie bei der Rolle insbesondere auf das Gewicht. Eine schwere Rolle wird auf Dauer anstrengend, da Sie bei der Nymphendrift die Rutenspitze oft am gestreckten Arm nach oben halten. Idealerweise sollte es eine Großkernrolle sein.

Empfehlung: „SAGE Rolle 2050“
„SAGE Rolle 4550“

Schnur

Verwenden Sie zum Czech Nymphing eine Schwimmschnur mit gut sichtbarer und gut schwimmender Spitze. Sie hilft Ihnen besser abschätzen zu können, was mit Ihrer Nymphe unter Wasser passiert.

Empfehlung: „SAGE Indicator Taper“
„3M Nymphschnur“

Vorfach

Verwenden Sie ein Vorfach in Kombination mit einem Pitzenbauerring. Dies ermöglicht Ihnen die Länge des Vorfaches je nach Gewässertiefe und Strömungsgeschwindigkeit zu variieren. Zudem ist es die kostengünstigste Variante, wenn Sie mit Fluorocarbonspitzen fischen.

Empfehlung: „Traun River konisch gezogenes Vorfach 12ft.“

 

 

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