Junggesellenabschied an der Traun – ein Bericht von M. Plösser

Kennen Sie das Gefühl sich wie zu Hause zu fühlen? ! So geht es mir jedesmal wenn ich die heiligen Hallen des Cafes Trauntals in Siegsdorf betrete! Eine freundschaftliche Atmosphäre und Fachsimpeln ist dann garantiert. Gerade jetzt zur kalten Jahreszeit packt mich ein unglaubliches Gefühl der Vorfreude mich in die Fluten der Deutschen Traun zu stürzen und den Forellen nachzustellen. Wie ein Film laufen dann wieder die Bilder ab, die sich dort in mein Gedächtnis gebrannt haben. Natürlich rufe ich vor jedem Besuch bei Florian Haiker oder Alois Blaschke an, um zu erfahren, welche Fliegen gehen gerade, wo wurde ein guter Fisch gefangen usw. – ich kann Ihnen versichern, dass ich ab diesem Zeitpunkt Fischfieber habe.

M. Plösser

 

Die Fischerei beginnt für mich immer mit demselben Ritual: einem Blick zu Rudis Buschforellen direkt vor der Haustür seiner Firmenzentrale! Was ich dort erleben durfte ist schon wirklich verblüffend:
Nach meiner Anreise am Donnerstag Nachmittag und dem obligatorischen Weissbier im Cafe Weinmüller am Abend starte ich also am Freitag sehr früh bei leichtem Regen. Für den heutigen Tag, habe ich eine Karte an der Weissen Traun!
Ich steige an der Kanalstrecke (der Kanal darf nicht befischt werden) ins Wasser und kreuze wie ein Indianer das Wasser. Endlich Fischen! Deswegen bin ich hier! Schluss mit den Gedanken an das Geschäft und Alltagssorgen! Fokus auf den Fisch…
Die ersten Würfe sitzen und ich präsentiere an Rudis Hausbusch meine winzigen CDC´s . …Nach ca.10 Würfen schwingt ein Schatten zur Seite und folgt der Fliege. Meine Nerven sind zum Bersten gespannt aber noch will das U-Boot nicht recht nehmen. Ich wechsle auf ein graues Muster und lasse sie wieder nur wenige Zentimeter vom Ufer entfernt aufkommen. Die Fliege ist dank der gelben Sichthilfe deutlich sichtbar, denn eine 18er Fliege ist um diese Uhrzeit echt kein Spass. Mit einem Platsch verabschiedet sie sich dann auch nur kurze Zeit später und der Tanz beginnt. Innerhalb kürzester Zeit befindet sich der Fisch ca. 30 m unterhalb von mir und die Rolle singt.`That´s my sound of silence` hat mir einmal ein guter Freund gesagt – wie recht er doch hat ! Den Fisch keschere ich besser, denn es scheint mir schier unmöglich ihn zu halten. Die Waage meines Keschers bleibt bei 2.9 kg stehen. So kann  es weiter gehen…

M. Plösser

 

Nach weiteren 2 Fischen an der ruhigen Strecke neben dem Kanal,  geht schließlich mit der Trockenen nichts mehr ! Es ist wie verhext und ich beschließe mich kurz mit einem Frühstück zu stärken.
Neue Kraft getankt und mit einem vollen Magen stehe ich erneut im Wasser. (Die Verkäuferin in der Bäckerei  freut sich immer, mich in Wathosen im Geschäft zu begrüßen). Ich fange auf eine  Pheasant Tail am extrem langen Vorfach  (ca. 5  m) Fisch um Fisch. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und ich bin den Fluss abwärts gegangen. An der Autobahnbrücke sehe ich dann wieder einen Fisch am Nymphen und beiße mich an ihm fest. Egal, welche Fliege ich auch präsentiere, er nimmt nicht! Auf die Entfernung schätze ich diesen auf ca. 65 cm Länge und greife in meine Brusttasche – hier liegt noch meine Geheimwaffe!  Eine Yellow Sally, mit der ich schon Sternstunden an der Traun erleben  durfte. Gesagt getan – der Fisch nimmt nach dem dritten Wurf und bleibt einfach stehen!  Das gibt es doch nicht denke ich: zuerst nympht er, nimmt dann doch keines meiner Muster und steigt dann völlig hart auf meine Trockene ein und bleibt dann einfach stehen!

Traumhafte  Regenbogenforelle  – wie ein Lachs !
Ich erhöhe den Druck und der Schatten löst sich vom Grund!  Was nun folgt ist ein Drill, wie ich es eigentlich nur vom Lachsfischen kenne. Der Fisch marschiert in einem Zug 40 m ohne Pause und springt dabei mehrfach aus dem Wasser. Meine Rolle singt wieder und ich fange an, dem Fisch zu folgen. Nach weiteren Fluchten und vehementem Kopfschütteln wie eine Steelhead liegt die Regenbogen zum Fototermin bereit!  Die Waage bleibt bei 3.3 kg stehen. ….Das Feierabendbier schmeckt so gut, dass ich beschliesse noch eins zu nehmen….Erfolge soll man schließlich feiern und außerdem ist dieser Ausflug mein Junggesellenabschied!
Jawohl sie lesen richtig, ich habe es mir nicht nehmen lassen 2 Wochen vor meiner Hochzeit  nochmal zum Fischen zu gehen . (Ein Mann muss eben tun, was ein Mann tun muss…) Beim Abendessen treffe ich einige bekannte Gesichter und es wird spät und die gefangenen Fische immer größer…

M. Plösser

 

Samstag Morgen: Mein Handy klingelt und meine Zukünftige ist am Telefon:  „Schatz ich wünsche Dir  Petri  Heil für den heutigen Tag“ – was für eine Traumfrau!!!
Jetzt muss es schnell gehen. Heute und morgen bin ich an der Deutschen Traun „traditionell“ – meiner Lieblingsstecke. Nach  dem Marsch zu meinem Lieblingspool am Klobenstein beginne ich das Wasser zu beobachten. Keine Ringe, kein Stieg, nichts ! Es ist doch recht frisch und scheinbar sind die Jungs noch am Schlafen!  Nicht mit mir denke ich und binde  einen Emerger auf. Einige Würfe später beginnt der Zauber des Vortages sich fortzusetzen. Man scheint es gut mit einem fast Verheirateten zu meinen und nach ca. 2 Stunden kann ich etwa 10 Fische  für mich verbuchen.  Alle Fische sind wunderschön gezeichnet und ich fange ausschließlich Regenbogenforellen. Ich habe  auch schon Fischer gehört, die meinten es seien alles  Besatzfische, aber auch diese müssen erst einmal gefangen werden.  Auch hier fische ich mit einem langen Vorfach, das den oft winzigen Fliegen eine gute Drift gibt und für die Fische nicht sichtbar ist.
Bei einer Zigarre setze ich mich ans Ufer und genieße einfach die Ruhe und die Natur. Doch was war das? Mitten im Fluss beginnt tatsächlich ein Fisch zu steigen – deswegen bin ich hier: um große Forellen mit der Trockenen zu fangen! Meine Erfolgsfliege vom Vortag wird nach einigen Tropfen Fett wieder zum Wassern gebracht ! Yellow Sally – welch klangvoller Name. Mit jeder Minute wird der Stieg wilder und es ist einfach unglaublich – endlich kommen auch die Bachforellen nach oben.

M. Plösser

 

Vorsichtig setze ich die kleine Sally auf dem Wasser auf und warte bis sich der Schatten löst. Dann endlich passiert es: das Wasser spritzt, die Rute geht nach oben und der Tanz beginnt….das ist sie also; meine so sehr erwünschte und traumhaft gezeichnete Bachforelle. Der Fisch ist nicht der schwerste den ich hier landen konnte, allerdings der Schönste, der mir mein Leben lang im Gedächtnis bleiben wird! Kennen Sie das: man fischt und im Kopf hat man Gedanken an etwas völlig anders ? Bei mir war es  eine Vorschau auf meine Hochzeit aber dann durchbricht der Fisch die Oberfläche…. Mehr Freude und Dankbarkeit konnte ich nicht erwarten und auch nicht erfahren. Es war der perfekte Moment und ich kann in Worten nicht ausdrücken, wie glücklich ich bis heute darüber bin.

M. Plösser

 

Den späten Nachmittag lasse ich entspannt angehen und hake noch einige schöne Fische. Zigarre und  Verpflegung habe ich dabei
– Herz was willst du mehr! Abends Weinmüller, Freunde und Gleichgesinnte treffen, sie Wissen schon: Same procedure as yesterday…..

Sonntag :
Noch einmal alles geben bevor es wieder an den Bodensee geht!  Heute will ich nochmal die Kraft der Fische spüren und entschließe mich für eine 3er Rute . Die winzigen CDC und Emerger sind damit einfach eleganter und sorgsamer zu präsentieren.
Als ich an meinem  „Homepool“ ankomme, schäume ich vor Wut – Hundebesitzer die ihre Hunde baden…Mein Programm erfährt eine Änderung und ich laufe wieder nach oben. Dort angekommen genehmige ich mir erst einmal einen Cafe aus der Thermos und beobachte wieder  das Wasser – kein Stieg also wieder nach unten mit der kleinen Stonefly. Meine Gedanken sind frei und mir wird bewusst, dass ich heute in 2 Wochen in den Hafen der Ehe eingelaufen bin! Der Bissanzeiger rennt zur Seite und ich verliere meine Zigarre beim Anhieb , doch ich werde mit einem wunderschönen Fisch belohnt.

M. Plösser

 

Wieder und wieder fische ich die tiefe Rinne doch es scheint nicht zu klappen. Fliegenwechsel auf eine Caddis  direkt am Ufer präsentiert und es läuft wie an den Vortagen. Die Fische nehmen ohne jede Scheu und ich fange, wie ich es selten in meinem Leben erlebt habe.

Es scheint so, als soll ich das Fischen nochmals richtig auskosten, bevor ich mich auf den Heimweg mache. Als es gegen 15.00 Uhr ist, beschließe ich  den Heimweg anzutreten, denn es liegen noch 4 Stunden Fahrt vor mir.
Auf dem Weg zum Auto wird mir nochmals  bewusst in welcher traumhaften Kulisse ich mich hier bewegen darf. Mein Dank gilt dem Team um Rudi Heger und ganz besonders  Gabi, Florian und Alois! Bei ihnen möchte ich mich für das freundschaftliche und immer herzliche Miteinander bedanken ! Es ist nicht selbstverständlich, eine Perle der Natur so zu bewahren und zu bewirtschaften.

M. Plösser

 

2 Wochen später :
Ich bin wahnsinnig nervös und kann es kaum glauben, ich werde heute tatsächlich meine Traumfrau heiraten ! Ein ähnliches Gefühl der Nervosität und Vorfreude  wie ich es nur vom Fischen und dem „Take“ eines Fisches kenne.

Manuel Plösser,  Friedrichshafen

M. Plösser

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