Neuseeland – Ein Forellentraum

Wahrscheinlich gibt es nur wenige Fliegenfischer die dieses Land nicht auf der To-Do Liste haben. Man kennt die Bilder der großen Bachforellen, der glasklaren Flüsse und der atemberaubenden Landschaften, und möchte gern selbst einmal die endlosen Flusstäler erkunden um einige der Forellen zu überlisten. Für mich war es deshalb ein leichtes mich zusammen mit meiner Schwester für einen 3-monatigem Besuch bei unserem Bruder, welcher als leidenschaftlicher Surfer bereits seit 4 Jahren Neuseeland sein zuhause nennt, zu entscheiden. Als Nebeneffekt konnten wir dadurch dem Winter ein schnäppchen Schlagen, denn wenn bei uns in Deutschland Winter herrscht, ist in Neuseeland Sommer. Als Surfer lebt mein Bruder zwar an der Küste, und zudem 1 ½ Stunden vom nächsten Forellenfluss entfernt, aber wir nutzten eine 7-wöchige Rundreise, um neben ein paar touristischen Sehenswürdigkeiten natürlich auch die Fischerei auf der Nord- und Südinsel zu erkunden.

 

 

Die Nordinsel – Heimat der Regenbogenforellen



Die Nordinsel ist die dichter besiedelte der beiden Inseln Neuseelands, und beherbergt ca. drei viertel der etwas über 4 Millionen Einwohner. Bei einer Fläche die größer als Bayern und Baden Württemberg zusammen ist, fallen diese aber nicht wirklich auf und man findet zahllose Flüsse und Seen, als auch etliche Möglichkeiten zur Backcountry Fischerei, fernab von jeden Besiedlungen. Hauptattraktionen für uns Fliegenfischer sind hierbei die Region um Lake Taupo mit dem Tongariro River als Hauptzufluss, die Region um Rotorua mit zahlreichen Seen und Flüssen und die endlosen Flüsse in den Gebirgsregionen der südlichen Hälfte der Insel. Der nördliche Teil der Insel ist weniger gebirgig und auch von den Temperaturen her im Sommer zu warm um eine ausgeprägte Forellenfischerei zu beheimaten. Ich persönlich entschied mich eine Woche in der Taupo Region zu verbringen, und vom Zuhause meines Bruders aus ein paar der Flüsse in den nächstgelegenen Bergen zu erkunden.

 

 

Da ich nur eine Woche für die Region um Lake Taupo eingeplant hatte, rieten mir die Jungs in den dortigen Flyshops mein Hauptaugenmerk auf den Tongariro River zu legen, da dieser große Zahlen an Regenbogen aber auch Bachforellen beheimatet und vor allem in den unteren bereichen immer wieder „frische“ und auch sehr große Forellen aus dem See aufsteigen. Auch verrieten Sie mir dass die beste Fischerei hier eigentlich im Herbst und Winter ist, wenn noch mehr Fische aus dem See in den Fluss zum laichen aufsteigen. Der untere Bereich des Flusses ist hierfür das ganze Jahr geöffnet, die Laichgebiete weiter Flussauf sind aber geschlossen. Ich war wirklich überwältigt von der Menge an Forellen die der Tongariro beheimatet, und vor allem von der Druchschnittsgröße, jede zweite Forelle schien die 50cm zu überschreiten.

 

Schönheit aus dem Oberlauf des Tongariro
Schönheit aus dem Oberlauf des Tongariro

 

Upper Tongariro
Im Oberlauf ist der Tongariro im gegensatz zum Unterlauf schwer zugänglich und fernab von Straßen und Menschen.

 

Die Südinsel – Heimat der großen Bachforellen

 

Mann muss allerdings beachten dass der Tongariro bezüglich der Anzahl an Forellen eine Außnahme in Neuseeland ist. An vielen anderen Flüssen des Landes sind die Forellenzahlen um ein Vielfaches geringer und man muss die Forellen im glasklaren Wasser wahrlich suchen. Dies ist die Fischerei die Neuseeland und diesbezüglich vor allem die Südinsel so besonders macht. Man wandert bzw. schleicht am Fluss entlang und versucht Forellen in den klaren Pools und Zügen zu erspähen. Oft denkt man für einen Kilometer dass der Fluss total ausgestorben ist, bevor man auf einmal im nächsten Zug einen großen Schatten entdeckt. Dann heißt es cool bleiben und die Fliege am 12-15 Fuß Vorfach möglichst sanft zu Präsentieren um den Fisch nicht zu verschrecken. Wenn alles klappt steigt der Fisch zur Trockenfliege und nachdem der Haken gesetzt wurde beginnt der Tanz. Oft schiessen die kräftigen Fische direkt in die Strömung, oder nehmen einfach Flussabwärts reissaus, und öfter als man erwartet läuft man auf einmal dem Fisch Flussab hinterher.

 

Diese Bachforelle gleitet zurück in Ihren Dschungelgrünen Pool

 

Die Südinsel ist auch von der klimatechnischen Seite her ganz anders als die Nordinsel. Die Westküste ist hier die Wetterseite und ist oft in Wolken und Regen gehüllt, dennoch sind die Flüsse auch während diesen Zeiten befischbar, denn der faszinierende Regenwald der die Region ebenfalls einhüllt scheint den Großteil des Regens einfach aufzusaugen. Befindet man sich allerdings hinter der Bergkette auf der Ostseite der Insel findet man eine ganz andere Welt. Anstatt Regenwald findet man hier karge Berglandschaften und weite Täler durch die sich die oft Gletschergefütterte Flüsse schlängeln. Irgendwo verstecken sich dann die großen Bachforellen, und man möchte hier am liebsten Wochen verbringen um sie alle zu finden.

 

Typischer Gletscherfluss auf der Ostseite der Berge der Südinsel

 

Glasklarer Pool im Regenwald der Westküste der Südinsel

 

Wissenswertes und Hilfreiche Informationen

 

Vorfächer. Zu empfehlende Vorfachstärken für die Trocken und Nymphenfischerei sind 0,21mm bis 0,16mm, je nach Wasserklarheit, Strömungsgeschwindigkeit und Fischgröße. Die Vorfachlänge sollte wegen des überwiegend glasklaren Wassers 12ft oder länger sein, ich bevorzuge 15ft (12ft Vorfach + 3ft Tippet) wenn die Umstände es erlauben. Oft weht in Neuseeland aber ein starker Wind und ein 12ft Vorfach wirft sich doch etwas leichter als ein 15ft.

Fliegen. Meine Fliegenempfehlung ist verblüffend Ähnlich zu denen die auch an der Traun hervorragend funktionieren. Die Missing Link in Größen 12 bis 16 ist mein absoluter Favorit für die generelle Trockenfischerei. Einzige Ausnahme ist wenn die Zikaden unterwegs sind. Dann kommt eine große Imitation aus Polycelon an das Vorfach. Zwar gibt es realistische Zikadenmuster in den Fliegenshops zu Erwerben, aber die meisten Einheimischen fischen die Weltweit erhältlichen Steinfliegenmuster, welche von den Forellen gerne angenommen werden. Die Nymphenselektion sollte hellere und dunklere Muster (z.b. Hare’s Ear und Pheasant Tail) in verschiedenen Gewichtungen (gewichtslos, Goldkopf, Tungsten) in den größen 10 bis 16 beinhalten.

 

Diese Regenbogen konnte einer Missing Link nicht widerstehen.

Streamer. Na klar, große Forellen sind räuberisch, und wenn die Verhältnisse zur Sichtfischerei durch Wolken oder Regen beeinträchtigt sind dann bietet ein Streamer die Möglichkeit viel Wasser abzufischen und die großen aus der Tiefe zu locken.

Regenbogenforellen findet man hauptsächlich auf der Nordinsel.

Bachforellen sind haupsächlich auf der Südinsel beheimatet (Ausnahme Nordinsel Region Taupo und Rotorua)

Diese Bachforelle wurde bei Bewölkung mit einem Streamer überlistet.


Lizenz. 
Es gibt eine Lizenz für ganz Neuseeland mit Auswahlmöglichkeiten zwischen Tages, Mehrtages und Saisonlizenzen. Ausnahme ist die Region um Lake Taupo, welche eine eigene Lizenz besitzt.

Didymo. Didymo ist eine nicht heimische Alge die viele der Flüsse in Neuseeland bedroht. Um die Ausbreitung der Alge zu stoppen müssen Wathosen, Watschuhe und alle Ausrüstung die mit Wasser in Kontakt gekommen ist vor Gebrauch im nächsten Fluss oder See Dekontaminiert werden. Als Dekontaminierungslösung eignet sich eine 5%ige Spülmittellösung oder eine 2%ige Bleichmittellösung.

Filzsohlen sind schwer bis in die Tiefe der Sohle zu reinigen und daher verboten.

Grenzkontrollen. Wathosen, Schuhe, Ruten und jegliche Outdoor Ausrüstung muss sauber und trocken sein um durch die Grenzkontrollen zu gelangen. Das mitbringen von natürlichen Fliegebindematerialien ist normalerweise kein Problem. Dieses sollte aber in der Originalverpackung sein, damit ersichtlich ist dass es kommerziell produziert und dadurch auch gereinigt wurde, und zusätzlich muss es bei der Grenzkontrolle unbedingt deklariert werden.

Insekten und Sonnenschutz. Da die Lufttemperaturen oft sehr angenehm sind und man nur selten is Wasser steigen muss ist das wet-wading in Neuseeland weit verbreitet. Aber warum tragen alle lange Unterhosen und nicht einfach nur eine Badehose? Ganz einfach, SANDFLIES (Sandmücken)… Diese Biester leben fast überall wo es Wasser gibt und die Stiche jucken noch mehr als die der herkömmlichen Moskitos, aber Sie können nicht durch Stoff beissen, und eine lange Unterhose schützt. Schnelltrocknende Hosen, Langarmshirts, Sonnentücher und Sonnenhandschuhe sind zusätzlicher Schutz, auch vor der aggresiven Sonnenstrahlung die in Neuseeland dank eines großen Ozon Lochs herrscht. Natürlich hilft auch Insektenspray und Sonnencreme, man sollte allerdings beachten dass die Chemikalien die hier enthalten sind oft sehr unverträglich mit Fliegenschnüren sind.

Eine lange Unterhose erspart viele Sandfly Stiche!

 

Ausrüßtungsempfehlung

Ruten und Rollen der Schnurklasse 5 und 6 für die Trocken und Nymphfischerei, z.B. SAGE X 590-4 oder 690-4 mit einer SAGE Spectrum Fliegenrolle.
Fliegenschnur: RIO InTouch Gold
Vorfächer: TRAUN RIVER Forelle Spezial, 9 ft. mit Pitzenbauer Ringerl

 

 

Fotogalerie:

Magische Vulkanlandschaft in der Region um Lake Taupo.
Ganz im Stile der Englischen Eroberer besitzt am unteren Tongariro jeder Pool einen Namen.
Eine Rainbow aus dem Stag Pool
Eine Forelle wurde im Glasklaren Wasser entdeckt, jetzt gilt es Sie nicht zu verschrecken!
Kräftige Regenbogen aus dem oberen Tongariro
Grüner Dschungelpool an der Westküste der Südinsel
Große Bachforelle aus demselbigen Pool, die einer Cicadenimitation nicht widerstehen konnte.
Teilweise gibt es die Zikaden in so großen Zahlen, dass Ihr gezirpe so ohrenbetäubend ist und man überlegt Ohrsöpsel zu tragen.
Traumhafter Sonnenaufgang
Kampfstarke Regenbogen aus einem kleinen Bergbach

 

 

Text: Michael Schallinger, Photos: Michael Schallinger, Teresa Schallinger

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