Magische Momente – Steinfliegenzeit…

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Steinfliege mit etwa 4 cm Länge
Steinfliege mit etwa 4 cm Länge

Als Fliegenfischer gibt es Erlebnisse, die eine elektrisierende, ja nahezu berauschende Wirkung auf eine Fischerseele haben. Manchmal ist es eine Reihe von aufeinander folgenden Ereignissen oder ein einzelnes Erlebnis, das schließlich dafür sorgt, dass man alles um sich herum vergisst und einfach den Drang zum Fischen verspürt und dringend ans Wasser muss.

Vor etwa drei Wochen kam ein Kollege in der Mittagspause auf mich zu und präsentierte mir den ersten Vorboten einer fantastischen Fischerei mit der Trockenfliege. In seinen Händen hielt er die erste große Steinfliege des Jahres und schaute mit einem Funkeln in den Augen auf das prachtvolle Insekt. Das war einer der elektrisierenden Momente!
Gleich ein paar Tage später öffnete ich morgens das Fenster im Büro und es lief eine noch größere „Perla“ mit einer Körperlänge von ca. 4 cm und brauner Färbung quer über die Fensterbank. Ein breites Grinsen zieht sich über mein Gesicht und es wird höchste Zeit nach dem Arbeitstag am Wasser nach dem „Rechten“ zu sehen…

Jedes Jahr zu etwa der gleichen Zeit (Mitte Mai bis Ende Juni) kommt es zum Schlupf der großen Steinfliegen an den Ufern vieler bayerischer Voralpenflüsse. Fischer, die diese Momente erleben und registrieren, dass solch große Insekten unterwegs sind, können wahre Sternstunden am Wasser erleben. Die Worte „die großen Steinfliegen sind da“ haben hier bei uns eine wahrhaft magische Wirkung. Schnell ist die „Fliege des Tages“ am Tresen des Ladengeschäftes auf ein großes Steinfliegenmuster umgestellt und die Kunden stehen ungläubig vor den großen Insektenimitationen. Doch wehe, wenn Kunden die Fischerei mit den großen Fliegenmustern getestet haben und es sich herumspricht, dass jetzt genau die richtige Zeit für diese Art der Fliegenfischerei ist. Nach einem erfolgreichen und oft spektakulären Erlebnis kommen die Kunden in voller Watausrüstung die Treppen hoch und möchten von den Mustern noch Nachschub für den Nachmittag kaufen.

Steinfliege
Die richtige Fliegenwahl?

Nachdem während der letzten Tage mehrere richtig große Steinfliegen der Perla-Gattung bei uns gesichtet wurden, galt es an der Traun den Praxistest mit den neuen Steinfliegenmustern zu machen.

Bei der Fischerei mit der Steinfliege gibt es ein paar wichtige Dinge zu beachten:

Grundsätzlich sollte nicht mit Vorfachstärken unter 0,20mm gefischt werden. Einerseits sind die großen Muster sehr windanfällig und zu dünne Vorfachspitzen lassen das Vorfach nicht mehr sauber abrollen. Andererseits muss bei dieser Art der Fischerei immer mit sehr großen Fischen und vehementen Attacken in voller Strömung gerechnet werden. Hier gilt es jedes Risiko zu vermeiden, um einen Fisch sicher landen zu können. Eine kraftvolle 5er oder 6er Rute mit einer Mindestlänge von 275cm (9ft) ist ebenso wichtig wie eine Rolle mit einer soliden Bremse. Als Vorfach empfehlen wir Ihnen ein etwas längeres Vorfach, das speziell für die Fischerei mit der Steinfliege entwickelt wurde. Dieses Vorfach ist 360cm (12ft) lang, besitzt einen speziellen Shockabsorbing-Bestandteil und hat einen Spitzendurchmesser von 0,20mm. Mit diesem Gerät, passender Watbekleidung, Weste und Polbrille kann es auch schon losgehen.
Die Fliegen an sich sollten vor der ersten Benutzung unbedingt intensiv gefettet werden, damit diese hoch auf der der Oberfläche schwimmen und gut geführt werden können. Auch das Nachfetten und Trocknen während der Fischerei ist wichtig, um gute Fangerfolge zu haben. Wichtig ist auch, dass Sie im Gegensatz zu der normalen Trockenfischerei, der großen Fliege Leben einhauchen. Präsentieren Sie die Fliege, zupfen Sie etwas und lassen die Fliege weiter abtreiben; wieder etwas zupfen und wieder abtreiben lassen. Wer einmal eine große Steinfliege auf der Wasseroberfläche gesehen hat, weiß vovon ich spreche! Genau dies gilt es zu imitieren.

Schnell war eines der neuen Fliegenmuster angebunden und an der Traun habe ich Ausschau nach verheißungsvollen Stellen gesucht. Es galt zu überprüfen, ob die Fische an den gleichen Stellen die große Trockenfliege nehmen wie letztes Jahr. Hochinteressant sind die Bereiche unter überhängenden Bäumen direkt am Ufer. Die Fliege sollte nah an die Steine geführt werden. Ebenso interessant sind jegliche Form von Verwirbelungen und Strömungskanten. Gerade an den Übergängen von sehr schnellem zu langsamerem Wasser sind absolute „Top Spots“ für die Fischerei mit der großen Steinfliege. Unbedingt sollten Sie auch hinter großen Steinbrocken fischen, wo die Steinfliegennymphen für ihre Verwandlung zum flugfähigen Insekt an solchen Steinen empor klettern.

Regenbogenforelle
Auch kleinere Regenbogenforellen packen große Muster

Nun aber genug zur Theorie – schnell waren an der deutschen Traun ein paar interessante Stellen gefunden, die auch im Vorjahr zu guten Fangerfolgen führten. Ich präsentierte die große Trockenfliege an die vermuteten Fischstandorte und schnell kam Bewegung ins Wasser. Es bedarf einiger Gewöhnung, mit einem solch langen Vorfach und einen windanfälligen Köder sauber zu werfen. Nach ein paar Leerwürfen landet die Fliege an dem vermuteten Fischstandort genau richtig. Diesen Ablauf wiederhole ich mehrfach an verschiedenen Stellen. Plötzlich wird die Ruhe des dahinfließenden Flusses durch einen großen Schwall an der Oberfläche durchbrochen. Ich hebe die Rute und der Haken hat nicht gefasst. Der Fisch hat die Fliege verfehlt. Die Fische scheinen also auf die Fliege zu reagieren und mein Pulsschlag ist deutlich erhöht. An diesem Abend fische ich bis in die Dämmerung und ich konnte einige Fische mit verschiedenen Mustern der großen Steinfliege überlisten. Diesmal waren Bach- und Regenbogenforellen mit knapp 50cm dabei… ….die Fische scheinen Hunger zu haben und bei diesen großen Happen ihre Scheu zu verlieren….

Heute werde ich wieder am Wasser sein…

R.R.

Steinfliege

 

 

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